Prothese: Bedeutung, Nutzen & Arten

Prothesen ersetzen fehlende Gliedmaßen wie Hände, Arme, Füße oder Knie künstlich und übernehmen deren Funktionen. Sie ermöglichen Menschen mit eingeschränkter Gliedmaßennutzung oder dem Verlust von Körperteilen den Erhalt ihrer Mobilität. Welche Arten von Prothesen es gibt und wo sie zum Einsatz kommen, erfahren Sie hier.

Inhalt

Auf einen Blick: Was ist eine Prothese?

Prothesen dienen in erster Linie als Ersatz für fehlende Gliedmaßen, um deren Funktion ganz oder teilweise auszugleichen. Es gibt prothetische Lösungen, die entweder vollkommen, gar nicht oder teilweise im Körper implantiert werden. Je nach Anforderung und Ziel des Patienten wird eine individuelle, passende Prothese entworfen.

Prothetik: Bedeutung und Nutzen

Historisch gesehen lagen vor allem die Schmerzreduktion und die Wiederherstellung der Mobilität im Fokus der Behandlung mit Prothesen. Heutzutage sind die Ansprüche von Ärzten und Patienten so weit gestiegen, dass die Technik zusätzliche Anforderungen erfüllen muss.

Prothetik Bedeutung und Nutzen

Heute können Prothesen dank neuester Technologien viel mehr Funktionen ersetzen.

Neben der technischen Ausführung der Prothesen steigen auch die Anforderungen für die Funktion künstlicher Gelenke, die Lebensdauer sowie die Lebensqualität. Das hat den Kunstgelenkersatz zu einer verlässlichen und erfolgreichen Behandlungsmethode gemacht. (1)

In der Medizin lautet die Prothetik Definition wie folgt:

“Eine Prothese bezeichnet in der Medizin den Ersatz von Gliedmaßen, Organen oder Organteilen durch künstliche, funktionell ähnliche Produkte.”

Die Wiederherstellung von Funktionalität und Mobilität durch eine Prothese kann in unterschiedlichen Anwendungsgebieten erfolgen. Im Fokus steht die Erleichterung des Alltags der Betroffenen. Differenziert werden vor allem drei Arten von Prothetik:

  • Endoprothesen bzw. Implantate sind vollständig von Körpergewebe umgeben.
  • Exoprothesen befinden sich außerhalb des Körpers.
  • Offene Implantate beschreiben Prothesen, die nur zu einem Teil im Körper sind.

Übrigens: Auch in der Zahnmedizin wird mit Prothetik gearbeitet, wobei es sich hier um den Ersatz von Zähnen (umgangssprachlich als Gebiss bezeichnet) handelt. Abhängig vom Umfang des Zahnersatzes wird von einer Teil- oder Vollprothese gesprochen.

Während eine Prothese ein Körperteil auch funktional ersetzt, dient eine Epithese lediglich dem optischen Ersatz. Benötigt ein Körperteil Unterstützung in seiner Funktion, wird eine Orthese benutzt.

 

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Ob für zu Hause, das Büro oder sportliche Aktivitäten – die Fortschrittlichkeit der Prothetik ermöglicht den Patienten viel Normalität. Gleichzeitig kann eine Prothese bei der Linderung psychischer Folgen durch den Unfall oder die Verletzung helfen.

Prothesen sind dabei sehr langlebig und können im Laufe der Jahre immer wieder angepasst werden. Umfangreiche Registerdaten aus Australien, den USA und Kanada zeigen zum Beispiel, dass nach 10 Jahren 93 % der Patienten ihre Schulterprothese noch hatten. Nach 20 Jahren funktionierten noch immer über 83 % der Implantate.

Mögliche Gründe, warum ein Prothesenwechsel notwendig wird, sind Lockerung oder Abnutzung der Komponenten, Knochenbrüche, Instabilität oder Infektionen. (2) Diese Zahlen verdeutlichen, wie fortgeschritten die Prothesentechnik ist. Prothetische Hilfsmittel erleichtern den Alltag immens und steigern die Lebensqualität nachhaltig.

Welche Arten von Prothesen gibt es?

Grundsätzlich wird für jeden Patienten nach einer individuellen Lösung gesucht. Dabei werden persönliche Wünsche und Anforderungen nach Möglichkeit berücksichtigt. Die prothetischen Hilfsmittel unterschieden sich je nach Lebensstil in ihrer Funktion. 

Auch die Technik im Inneren kann sich je nach Bedarf unterscheiden. Es können sowohl mechanisch oder kraftzuggesteuerte Hilfsmittel als auch komplexe mechatronische Prothesen infrage kommen. Welche Versorgungslösung für Sie die richtige ist, entscheiden Sie am besten zusammen mit Ihrem Arzt oder Orthopädietechniker.

Hand- oder Armprothesen

Eine Armprothese kann vielfältig ausfallen und ein Ersatz für Finger, Hände, Ellenbogen oder Schultern sein. Es wird dabei zwischen passiven und funktionalen Prothesen unterschieden. 

Prothesen-Art Armprothese

Eine Armprothese kann die Finger, die Hand oder den Arm ersetzen und ihre Funktionen wiederherstellen.

Die sogenannten passiven Armprothesen dienen vor allem ästhetischen Zwecken, indem sie die fehlenden Gliedmaßen optisch ersetzen. Sie helfen aber auch dabei, Gegenstände abstützen zu können oder Haltungsschäden vorzubeugen. Diese Prothesen haben ein geringes Gewicht und sind angenehm zu tragen.

Zugbetätigte Armprothesen können durch gezielte Bewegungen des Schultergürtels und des Oberkörpers aus eigener Kraft gesteuert werden. Dadurch eignen sie sich besonders für manuelle Tätigkeiten und sind einfach zu bedienen. Dank ihrer einfachen Mechanik sind die Teile zudem sehr robust und können bei Bedarf einfach ausgewechselt werden.

Die moderne Technik ermöglicht myoelektrische Prothesen, die Muskelimpulse in elektrische Signale umwandeln. Diese werden als Steuerbefehl an die Elektrik der Prothese weitergeleitet, wodurch die Bewegung ausgelöst wird. Damit ist eine präzise Steuerung möglich: Die Greifbewegung kann schnell oder langsam und sanft oder stark erfolgen.

Fuß- oder Beinamputation

Bei den zahlreichen verschiedenen Varianten von Fuß- und Beinprothesen gibt es Unterschiede zwischen rein mechanischen und mechatronischen Lösungen. Ziel ist die schmerzfreie Nachahmung der Bewegung von natürlichen Gliedmaßen. So können Sie sich trotz Amputation selbstständig und weitestgehend normal fortbewegen.

Prothesen-Art Beinprothese

Beinprothesen ersetzen je nach Höhe der Amputation Teile des Fußes oder Beins und ermöglichen ein normales Gangbild.

Je nach Höhe der Amputation unterscheidet man zwischen verschiedenenn Prothesen-Arten: Transtibiale Prothesen können einen fehlenden Fuß ersetzen, während transfemorale Prothesen einen fehlenden Fuß sowie das Knie ersetzen können.

Um eine möglichst genaue Bewegung von prothetischen Hilfsmitteln zu erzielen, besteht diese aus vielen verschiedenen Komponenten. Zum Beispiel kann ein Prothesenfuß mit Adaptern, einem Prothesenkniegelenk und einem Schaft erweitert werden.

Man teilt Beinprothesen zudem in unterschiedliche Mobilitätsgrade ein. Je höher der Grad, desto mehr Mobilität ist damit möglich: 

  • Mobilitätsgrad I: kurze Strecken im Innenbereich können bewältigt werden
  • Mobilitätsgrad II: niedrige Hindernisse (z. B. Stufen, Bordsteinkanten) können überwunden werden
  • Mobililtätsgrad III: fast alle Terrains im Außen- wie Innenbereich sind begehbar, auch längere Strecken sind möglich
  • Mobilitätsgrad IV: diese Prothesen sind völlig uneingeschränkt im Alltag und beim Sport nutzbar

Künstliche Körperteile: Die passende Prothese finden

Für Prothetik gibt es keine universelle Einheitslösung. Jede Prothese wird individuell für den Patienten und seine Anforderungen ausgewählt und angepasst. Dieser Prozess wird direkt nach der Amputation von einem professionellen Team aus Ärzten, Chirurgen, Orthopädietechniker und oft auch Physio- oder Ergotherapeuten begleitet. Lassen Sie sich am besten individuell beraten.

Gerade der Orthopädietechniker spielt eine wichtige Rolle, da er als Experte für den Bau und die Anpassung von Prothesen ein besonderes Auge für Ihre Bedürfnisse hat. Zusammen können Sie Ihre Wünsche und Ziele ermitteln und mit der passenden Lösung schließlich realisieren.

Vergessen Sie nicht, dass es Zeit braucht, bis Sie sich an Ihre Prothese gewöhnt haben. Mit Übung und Entschlossenheit erreichen Sie langfristig mehr Mobilität und Unabhängigkeit im Alltag. Dadurch wird sich auch Ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern.

 

Rudolf Forster

Geschäftsführer Forster Schuh- & Orthopädietechnik

Rudolf Forster ist Geschäftsführer und seines Zeichens Meister für Orthopädieschuhtechnik. Ein hoher Qualitätsstandard und absolute Kundenzufriedenheit sind für ihn genauso wichtig wie die Fachkompetenz und Zufriedenheit seiner Mitarbeiter/innen.

 

Quellen

(1) Grothe, T., Postler, A., Nowotny, J. et al. Endoprothetik der großen Gelenke. Trauma Berufskrankh 21, 127–143 (2019). https://doi.org/10.1007/s10039-019-0423-1.

(2) Universitätsklinik Zürich. Schulter- und Ellenbogenchirurgie. Schulterprothese. https://www.balgrist.ch/fileadmin/user_upload/Fachbereiche/Orthopaedie/Schulter-Ellbogen/Schulter/Schulterprothese.pdf.