Hallux Valgus:
Ursachen, Symptome & Behandlung
Die Verformung des Großzehengrundgelenkes, der Hallux valgus, ist eine der häufigsten und schmerzhaftesten Diagnosen. Je nach Grad der Fehlstellung wird der Vorfuß immer breiter. Folge ist eine schmerzhafte Entzündung des Schleimbeutels, welche den Hallux valgus zu einem ernst zu nehmenden Problem macht. Hier erfahren Sie mehr zu den Ursachen, Symptomen und der Behandlung eines Hallux valgus.
Inhalt
- Das Wichtigste zum Hallux Valgus in Kürze
- Was ist ein Hallux Valgus?
- Welche Symptome zeigt ein Hallux Valgus?
- Hallux Valgus: Ursachen für den Ballenzeh
- Häufigkeit des Hallux valgus
- Wie wird die Diagnose eines Hallux valgus gestellt?
- Wie wird ein Hallux valgus behandelt?
- Wie kann ein Hallux valgus vorgebeugt werden?
- Übungen bei Hallux valgus
- Übung #1: Drücken
- Übung #2: Dehnen
- Übung #3: Rollen
- Übung #4: Barfußlaufen
Das Wichtigste zum Hallux Valgus in Kürze
Es handelt sich um eine Fehlstellung der großen Zehe, die aufgrund der auffälligen Form auch Ballenzeh oder Überbein genannt wird. Dabei ist der große Zeh nach innen gebogen, der Ballen weicht nach außen aus und es bildet sich eine Fehlstellung.

Ein Hallux valgus kann neben falschem Schuhwerk auch durch Verletzungen oder Veranlagung entstehen. Im frühen Stadium lässt sich die Fehlstellung oft noch durch konservative Therapiemaßnahmen behandeln.
Folgen eines Hallux valgus:
- Bildung eines Ballens kann zu Druckstellen, Hautschwellungen und Entzündungen führen
- weitere Zehenfehlstellungen (z.B. Reiterzehe) sind möglich
- Gelenksknorpelschäden im Großzehengelenk sind häufige Begleiterscheinungen (Arthrose im Fuß)
In weiterer Folge schließen eine Überbelastung der benachbarten Kleinzehe sowie Schmerzen an den Gelenken und Mittelfußknochen an. Ein Hallux Valgus kann zu Schmerzen am Mittelfuß (Metatarsalgie) führen, die dauerhaft sein können.
Was ist ein Hallux Valgus?
Rund um den Fuß sind Bänder, Sehnen und Muskeln gespannt, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Lässt die Spannung aus einem Grund nach, geht der Fuß immer mehr in die Breite, wodurch ein Spreizfuß entsteht.
Wird dieser nicht behandelt, entsteht in weiterer Folge ein Hallux valgus, eine Fehlstellung der Großzehe bzw. des Großzehengrundgelenks.
Der Hallux valgus, auch Ballenzeh, Überbein oder Frostballen genannt, betrifft häufig beide Füße gleichzeitig. Sie entsteht, indem die große Zehe nach innen gebogen über die normale Stellung im Grundgelenk hinaus abknickt. Gleichzeitig zeigt die Spitze des Großzehs nach innen und überlagert oder verdrängt den zweiten Zeh.
Durch die Abweichung der Großzehe von ihrer normalen Stellung, spreizt der Mittelfußknochen, der den großen Zeh trägt, zur Körpermitte hin ab.
Folge hiervon ist, dass der Kopf des Mittelfußknochens von innen gegen die Haut und den Schleimbeutel darunter drückt. Die daraus resultierende Verdickung und Schmerzen im Fußballen und großer Zehe wird Hallux valgus genannt.
Die Fehlstellung beeinflusst zudem auch die Zugrichtung der Sehnen und Muskeln im betroffenen Fuß. Es kommt zu Verkürzungen (Kontrakturen) der Sehne, was die Fehlstellung zusätzlich begünstigt. Ein vorzeitiger Gelenkverschleiß (Arthrose) im Grundgelenk der Großzehe sowie eine Einschränkung der Beweglichkeit der Zehe sind schmerzhafte Folgen.
Unterschied zwischen Hallux valgus und Hallux rigidus
Oft werden der Hallux valgus und der Hallux rigidus verwechselt, wobei sich zweiter grob mit “steifer Großzehe” übersetzen lässt. Hierbei nutzt sich der Knorpel im Grundgelenk der großen Zehe ab, wodurch eine schmerzhafte Arthrose entsteht.
Beim Hallux valgus handelt es sich hingegen vor allem um eine Fehlstellung der Großzehe. Aber auch hier kann Arthrose als Folgeerscheinung auftreten.
Welche Symptome zeigt ein Hallux Valgus?
Der Hallux-Zeh führt nicht bei allen Betroffenen zu starken Beschwerden. Oft stört er ‚nur‘ aus ästhetischen Gründen, da der Fuß durch das Überbein seine typische Form verliert. Die meisten Beschwerden treten oberhalb des Großzehengrundgelenks auf, welches oft stark hervortritt und am Schuhinnenrand reibt.
Die meisten Beschwerden treten oberhalb des Großzehengrundgelenks auf, welches oft stark hervortritt und am Schuhinnenrand reibt. So kommt es zu:
- Entzündungen
- Rötungen
- Verhornungen
- Schwellungen des Zehenballens beim Hallux Valgus.
Bleibt der Hallux Valgus dauerhaft unbehandelt, kann es zu Arthrose im Großzehengelenk kommen. Was wiederum eine schmerzhafte Versteifung des Großzehengelenks zur Folge haben kann (Hallux Rigidus).
Rötungen und Entzündungen
Die ersten Symptome eines Hallux Valgus sind meistens eher dezent und entwickeln sich erst im Laufe der Zeit zu ernsthaften Beschwerden. Ein erstes Anzeichen ist eine Rötung auf der Innenseite des Vorfußes an der Basis der Großzehe. Aus der Rötung können sich im weiteren Verlauf Hornhaut und Schwielen bilden.

Rötung und Schwellung als Symptom des Hallux valgus. Bild: ©luaeva – stock.adobe.com (Datei Nr.: 171548623)
Diese können aufgrund der erhöhten Reizung unter der Haut wiederum zu einer Entzündung der Schleimbeutel (Bursitis) führen. Die dadurch verursachten lokalen Schmerzen gehören zu den ersten empfundenen Schmerzen bei Betroffenen. In diesem frühen Stadium des Hallux valgus können Sie bereits gegenwirkende Maßnahmen ergreifen.
Kontakt- und Gelenkschmerzen
Im Anfangsstadium eines Hallux valgus treten nur leichte Kontaktschmerzen mit den Schuhen auf. Erst im Verlauf der Fehlstellung intensivieren sie sich und werden zu stechenden Schmerzen am Gelenk. In diesem Stadium treten bereits erste Deformierungen auf.
Vor allem das Anziehen der Schuhe wird zunehmend zu einem schmerzhaften Prozess und enge Pumps oder Stiefel begünstigen die Schmerzen. Greifen Sie hier besser zu bequemen, flachen Schuhen oder speziellen Modellen für einen Hallux valgus. Die Verformung des Großzehengrundgelenks kann in diesem Stadium meist mit einer Korrekturschiene behoben werden.
Sichtbare Deformierung und Erscheinung des Ballenzehs
Das offensichtlichste Symptom des Hallux valgus ist die Verkrümmung des Großzehs. Durch die Fehlstellung am Gelenk wird der Vorfuß ausgedehnt, was zu einer doppelten Deformierung führt. Diese führt in weiterer Folge zu einer Deformierung des gesamten Vorfußes (1).
Bei der erscheinenden Ballenzehe handelt es sich nicht – wie oft irrtümlich angenommen – um einen Auswuchs, sondern um das verrenkte Gelenk des Mittelfußknochens. Um das Fortschreiten der Fehlstellung nicht noch weiter zu unterstützen, sollten Sie spätestens ab jetzt auf Ihre normalen Schuhe verzichten.
Durch den übergehenden Großzeh werden die anderen Zehen zunehmend seitlich eingedrückt, wodurch sie sich zu Krallen- oder Hammerzehen verkrümmen. Mit Zehlingen oder Schutzkappen schützen Sie die Zehen voreinander und vermeiden Reibung. Diese könnte wiederum zu Schwielen oder Hühneraugen führen.
Metatarsalgien: Schmerzen am Mittelfuß
Sobald die Zehen ihrer Stützfunktion nicht mehr nachkommen können, kommt es unverweigerlich zu einer seitlichen Verlagerung der Druckstellen. Infolgedessen kommt es zu Metatarsalgien – Oberbegriff für Schmerzen am Mittelfuß – der mittleren Fußglieder (2). Solche verlagerten Druckstellen haben häufig weitere Erkrankungen der Fußsohle zur Folge, z.B. schmerzhafte Hühneraugen und Schwielen.

Schmerzen am Mittelfuß können eine Folge des Hallux sein. Bild: ©Elnur – stock.adobe.com (Datei Nr.: 244423360)
Versteifung des gesamten Gelenks
Das Endstadium eines Hallux valgus ist die vollständige Versteifung des Vorfuß-Gelenks. Bereits bei einem ersten Anzeichen von Arthrose beginnt dieser Prozess und führt im schlimmsten Fall zu einer Ausrenkung des ersten Mittelfußknochens in der Großzehe. Bei einer so fortgeschrittenen Fehlstellung ist die Konsultation eines orthopädischen Fußspezialisten unbedingt erforderlich.
Hallux Valgus: Ursachen für den Ballenzeh
In der Regel tritt der Hallux Valgus als Folge eines Spreizfußes auf. Dabei flacht die vordere Wölbung des Fußes ab, was eine Verbreiterung des Vorfußes begünstigt und die Muskulatur in eine andere Richtung ziehen lässt. Die Ursachen für eine solche Beeinträchtigung der Sehnen und Bänder im Fuß sind vielfältig:
- Schwäche von Fußmuskulatur und Bindegewebe
- das Tragen hoher Absätze oder zu engem Schuhwerk
- dauerhafte, hohe Belastungen des Fußes
- erbliche Vorbelastung
Es ist die Aufgabe des Bindegewebes, den Fuß in Form zu halten. Ist es geschwächt oder die Struktur im Vorfuß rund um das Gelenk des Großzehs gestört, kommt es zu einem Hallux valgus (3). Eine gesunde Muskulatur und Faszien sind ausschlaggebend für Ihre Fußgesundheit.
Schäden an den Muskeln oder Bändern im Fuß aufgrund von Verletzungen beeinträchtigen hingegen die Strukturen um das Zehengrundgelenk. Dadurch kann es in weiterer Folge (posttraumatisch) zu einer schmerzhaften Fehlstellung kommen (4).
Grundsätzlich gehört eine Arthrose in der Großzehe nicht zu den Ursachen für Hallux valgus, jedoch kann die eingeschränkte Bewegung zu einer Arthrose im Grundgelenk der Großzehe führen. Die Erkrankung kann weiter fortschreiten und zu schmerzhaften Beschwerden führen.
Schuhe und Zehenfehlstellungen als Ursache für Hallux valgus
Die Ansicht, dass High Heels oder enge Schnürer eine grundlegende Ursache für Hallux valgus sind, wurde inzwischen widerlegt. Dennoch können enge oder hohe Schuhe die Entwicklung einer Fehlstellung begünstigen.
Gerade bei hochhackigen Schuhen verlagert sich die Belastung auf den Vorfuß, was zu einer Überbeanspruchung führen kann. (7) Durch die Einschränkung der Zehenfreiheit kann es zu einem Ballenzeh kommen, inklusive Rötungen, Schwielen und Blasen (6).
Dadurch wir ein Großteil des Körpergewichts nicht mehr auf der Ferse und der Längswölbung des Fußes gelagert, sondern auf den Vorfuß gedrückt, wodurch die vordere Querwölbung an Stabilität verliert. In Folge dessen kann es zum Hallux Valgus kommen.
Achten Sie beim Schuhkauf darauf, im vorderen Bereich ausreichend Platz für Ihre Zehenfreiheit zu haben. Stöckelschuhe sollten Sie unbedingt mit flachen oder sportlichen Schuhen abwechselnd tragen. Auch Absätze, die höher als sechs Zentimeter sind, sollten Sie im Alltag besser verzichten. (8)
Hohe Belastungen über einen längeren Zeitraum galten lange als Ursache für einen Hallux valgus. Wissenschaftlich lässt sich das jedoch nicht bestätigen (5). Übergewicht und langes Stehen beeinflussen aber die Muskulatur im Vorfuß, was auch Auswirkungen auf die Zehen hat. Zudem können Überbelastungen durch Fußfehlstellungen, wie z. B. durch einen Hohlfuß, einen Hallux verursachen.
Verkürzte Muskeln als Ursache für Hallux valgus
Sobald ein Kind seine ersten Schritte macht, beginnt sich das Fußgewölbe zu bilden. Während dieser Entwicklung passt sich der Fuß den natürlichen Belastungen und Einflüssen an. Durch Barfußlaufen können sich die Füße optimal ausbilden und ein gesundes Fußgewölbe entwickeln.
Ab diesem Zeitpunkt werden sich Ihre Füße ständig an die Belastungen des Alltags anpassen. Dieses überaus komplexe Zusammenspiel aus Muskeln, Sehnen und Knochen kann durch unterschiedliche Ursachen gestört werden. Hohe Zugkräfte sorgen für eine Überspannung der Sehne, was den Großzeh zur Seite zieht – es bildet sich ein Hallux valgus.
Mit regelmäßiger und abwechslungsreicher Belastung halten Sie Ihre Füße fit und in Form. Viele Schuhe schränken die gesunde Funktion des Fußgewölbes als Stoßdämpfer ein. Feste Sohlen oder hohe Absätze sorgen für eine eingeschränkte und unnatürliche Bewegung der Fußmuskulatur.

Die Reaktion Ihres Körpers darauf ist die Bildung von kleinen Bindegewebszellen, um die Strukturen im elastischen Bindegewebe anzupassen (9).
Diese Faszien durchziehen und umhüllen Muskeln, Sehnen und Bänder. Bei fehlender Bewegungsfreiheit in engen Schuhen wird die Versteifung immer schlimmer. Das feine Gewebe wird unnachgiebig, wodurch die hohen Zugkräfte entstehen.
Bleibt ein Hallux valgus unbehandelt, kann er bei fortschreitender Erkrankung auch das hintere Fußwurzel-Mittelfuß-Gelenk betreffen.
Das sehr straffe Gelenk gibt nur unter Belastung nach. Bei zu hoher Spannung kann das Zehengrundgelenk vorne zur Seite ausbrechen. Dadurch verschiebt sich der Mittelfußknochen und das straffe Fußwurzel-Mittelfuß-Gelenk am hinteren Ende verliert die Stabilität. (10)
Häufigkeit des Hallux valgus
Hallux valgus ist eine der meist verbreitetsten Fehlstellungen des Fußes. Aktuell wird eine globale Prävalenz von bis zu 23 Prozent bei 18- bis 65-Jährigen und mehr als 35 Prozent bei den über 65-Jährigen angegeben. Eine eindeutige Grenze zwischen normaler und pathologischer Fehlstellung der Großzehe lässt sich hierbei nur schwer ziehen. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. (11)
Wie wird die Diagnose eines Hallux valgus gestellt?
Haben Sie die Vermutung auf einen Hallux valgus, sollten Sie schnellstmöglich einen Experten konsultieren. Je früher Sie eine fachkundige Diagnose gestellt bekommen, desto erfolgreicher und einfacher erfolgt die Behandlung.

In der Regel wird Ihr Hausarzt Sie an einen Podologen (Facharzt für Fuß) überweisen. Ist die Fehlstellung bereits sehr fortgeschritten, ist die fachliche Meinung eines Orthopäden hilfreich.
Klinische Untersuchung
Bei einer klinischen Untersuchung wird die Verformung der Großzehe festgestellt und bemessen. Bei einem Anamnesegespräch werden Fragen zur Krankengeschichte und dem Verlauf der Fehlstellung geklärt, ebenso Beschwerde, Untersuchungen und Behandlungen.
Es folgt die Erprobung der physiologischen Eigenschaften der Gelenke im Vorfuß, speziell der Zehen. Mittels eines Tests im Metatarsophalangealgelenk (MTP) wird der Bewegungsradius festgestellt.
Auch Ihre Haut wird untersucht und mögliche Schwielen oder Hornhaut diagnostiziert. Am Ende werden Möglichkeiten zur Korrektur der Deformation besprochen.
Podoskope Untersuchung
Mittel Podoskope kann eine Abbildung Ihres statischen Fußabdrucks genommen und hohe Druckstellen oder Deformierungen analysiert werden. Das Bild zeigt die Abspreizung des Valgus beim Stehen sowie mögliche Fehlfunktionen der Knochen des Mittelfußes und der Zehenglieder.
Dadurch lassen sich auch mögliche kompensierende Fehlstellungen feststellen, wie Senkfuß, Verkrümmung des hinteren Fußbereichs oder die Reduzierung der Achillessehne. Diese Fehlstellungen können in Kombination mit fehlender Bewegungsfreiheit zu Beschwerden im Oberkörper, den Knien sowie der Hüfte führen.
Radiographische Untersuchung
Ein Röntgenbild gibt Aufschluss über den Schweregrade der Fehlstellung, indem der Winkel zwischen dem ersten Knochen des Mittelfußknochen und der Großzehe gemessen wird. Je größer hierbei der Winkel ist, desto fortgeschrittener ist der Hallux valgus. Basierend auf den Ergebnissen kann eine passende Behandlung gewählt werden.
Wie wird ein Hallux valgus behandelt?
Je früher Sie mit einer Behandlung beginnen, desto höher sind die Chancen auf eine erfolgreiche konservative Behandlung ohne Operation. Diese ist in späteren Stadien meist unumgänglich.
Zu Beginn kann der Hallux valgus oft noch durch Ursachenbekämpfung behandelt werden: schwaches Bindegewebe, falsche Schuhe oder Erkrankungen.
- Hallux Valgus Socken
- Hallux Schiene
- Orthopädische Schuhe oder Einlagen
- Physiotherapie
- Operativer Eingriff
Welche der zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten die richtige für Sie ist, wird individuell mit einem Fußspezialisten abgeklärt. Faktoren wie der Grad des Hallux valgus sowie begleitende Erkrankungen und die Situation des Patienten werden hierbei berücksichtigt.
Mögliche Therapieziele bei Hallux valgus sind:
- Schmerzreduktion
- Korrektur der fehlstellung
- Funktionsgewinn der Großzehe und des Großzehengrundgelenks
- Gleichmäßige Belastung der Mittelfußknochen
- Verlangsamung des Fortschreitens der Fehlstellung und Arthrose im Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus)
- Ausheilen von Hautschäden (Hühneraugen, Schwielen)
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Grundsätzlich hilft jede Übung zur Förderung der freien Beweglichkeit der Großzehe präventiv gegen die Entstehung des Hallux valgus. Nur selten werden aber gezielte Übungen zur Vorbeugung ausgeführt.
Tritt die Fehlstellung erst einmal auf, lindert eine konservative Behandlung nur die Symptome, ohne eine Rückstellung zu ermöglichen.
Die folgenden konservativen Therapieansätze sind bei einem Hallux valgus möglich:
Beratung:
- Aufklärung über mögliche Therapieformen und Verhaltensweisen.
- Aufklärung über Sportmöglichkeiten und optimale Schuhversorgung (weiches Oberleder, große Zehenbox).
Medikamentöse Therapie:
- Nicht Steriodale Anti-Rheumatika (NSAR)
Physikalische Therapie:
- Krankengymnastik, manuelle Therapie
Orthopädietechnik:
Operative Behandlung des Hallux valgus
Ein Hallux valgus darf nur bei eindeutigen medizinischen Gründen operiert werden und die rein kosmetische Maßnahme ist nicht ausreichend als Grund.
Miteinbezogen in die Diagnose wird meist die Schmerzbelastung des Patienten. Erst bei einer Beeinträchtigung durch Hallux valgus Schmerzen gilt eine Operation als angemessen.
Zu den allgemeinen Indikationskriterien für einen Hallux valgus gehören:
- Schmerzen, Leidensdruck
- Einschränkung der Lebensqualität
- Schuhprobleme durch Druckstellen
- Rezidivierende Ulcera über der Pseudoexostose
- Funktionseinschränkung
- Progressive Deformität
- Drohende Kleinzehendeformitäten (12)
Sobald jeder Schritt Schmerzen verursacht, hilft nur noch ein operativer Eingriff zur dauerhaften Behandlung des Hallux valgus. Konservative Behandlungsziele mittels physiotherapeutischer Übungen oder einer Schiene helfen lediglich bei der Verlangsamung des Krankheitsprozesses.
Die folgenden operativen Eingriffe sind bei einem Hallux valgus möglich, abhängig vom Einzelfall werden auch Methoden miteinander kombiniert:
- Bei einem Weichteileingriff werden Sehnen und Gelenkkapsel korrigiert, um eine Geradestellung der Großzehe zu erreichen.
- Der Eingriff am Großzehenknochen findet meist als Osteotomie – also Umstellung der Knochen – statt und begradigt die Großzehe.
- Handelt es sich um Schäden am Grundgelenk der Großzehe, wird eine gelenkerhaltende (Cheilektomie) oder versteifende (Arthrodese) Operation empfohlen.
Wie kann ein Hallux valgus vorgebeugt werden?
Sinnvoll vorbeugen lässt sich ein Hallux valgus nur im Anfangsstadium. Umso wichtiger ist es, dass Sie bei der Vermutung auf die Fehlstellung umgehend einen Arzt aufsuchen. In einem ersten Schritt sollten Sie ausschließlich flache Schuhe mit ausreichend Freiraum für die Zehen tragen.
- orthopädische Einlagen
- Hallux-valgus-Schienen
- Fußgymnastik und Barfußlaufen
- Fußpflege
Spezielle Einlagen, um das vordere Fußgewölbe zu stützen, helfen bei einer leichten Ausprägung des Hallux valgus gegen das weitere Fortschreiten des Spreizfußes. Eigene Schuhe für Betroffene des Hallux valgus bieten extra viel Platz im Zehenbereich. Hallux valgus-Schienen reduzieren den Druck des großen Zehs auf die benachbarten Zehen.
Durch Gymnastik und Barfußlaufen können Sie in frühen Stadien der Fehlstellung gegen die weitere Ausbildung des Hallux valgus vorgehen. Durch die Aktivierung und Spannung der Fuß- und Zehenmuskeln können Sie die Beschwerden lindern und das vordere Fußgewölbe aufrichten. Eine gesunde und kräftige Muskulatur im Fuß ist relevant für die Form und Stabilität des Gewölbes.
Eine Behandlung des Hallux valgus erfordert auch eine konsequente Pflege der betroffenen Haut- und Druckstellen. Schwellungen und Reibung im Schuh sind anfangs die Hauptursachen für Schmerzen. Ein wichtiger Bestandteil der konservativen Behandlung sind demnach abschwellende und hautpflegende Maßnahmen.
Übungen bei Hallux valgus
Übung #1: Drücken
- Setzen Sie sich auf einen Stuhl und stellen Sie einen kegelförmigen Drücker oder Korken mit der Rundspitze auf den Boden.
- Setzen Sie den Fuß langsam auf dem Drücker ab, sodass die Rundspitze bei den Gelenken am Vorfuß auftrifft.
- Drücken Sie den Fuß nun so fest auf den Gegenstand, bis Sie eine starke Intensität spüren. Achten Sie darauf, innerlich nicht zu verkrampfen und reduzieren Sie den Druck im Fall wieder etwas.
- Heben Sie Ihren Fuß hoch, wenn die Intensität nachlässt und drücken Sie erneut auf eine andere Stelle, um Schritt für Schritt die gesamte Fußsohle bis zur Ferse zu entspannen.
Übung #2: Dehnen
- Setzen Sie sich auf einen Stuhl und schlagen Sie das rechte Bein über das linke.
- Greifen Sie nun mit der rechten Hand nach der Fußsohle und umfassen Sie die Zehen.
- Ziehen Sie den Fuß im nächsten Schritt so weit wie möglich zum Schienbein und überstrecken Sie gleichzeitig die Zehen nach oben.
- Halten Sie die Dehnung für circa zwei Minuten pro Fuß.
- Wiederholen Sie die Übung im Anschluss auf der anderen Seite, indem Sie den linken Fuß greifen.
Übung #3: Rollen
- Legen Sie Ihr Bein knapp über der Ferse in die umlaufende Rille der Faszienrolle oder auf die Flasche.
- Stützen Sie sich mit den Armen ab und rollen Sie langsam über die Wade.
- Wiederholen Sie diese Übung im Anschluss mit dem anderen Bein.
Übung #4: Barfußlaufen
Barfußlaufen ist keine wirkliche Übung in diesem Sinne, aber trotzdem äußerst effektiv, wenn es um die Stärkung der Fußmuskulatur geht.
Gerade High Heels oder enge Schuhe begünstigen die Entwicklung einer Fehlstellung. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihren Füßen ausreichend viel Gelegenheit bieten, ohne Einschränkung zu sein.
Das funktioniert am besten barfuß und als zusätzliche Förderung empfiehlt sich ein Barfußpark.
Rudolf Forster
Geschäftsführer Forster Schuh- & Orthopädietechnik
Titelbild: ©luaeva – stock.adobe.com (Datei Nr.: 171548623)
Quellen
- Vanore JV, Christensen JC, Kravitz SR, Schuberth JM, Thomas JL, Weil LS, et al. Diagnosis and treatment of First Metatarsophalangeal Joint Disorders. Section 1: Hallux valgus. The Journal of Foot and Ankle Surgery. Mai 2003; 42(3):112‑23.
- Curvale G, Rocheweger A, Piclet-Legre B. Hallux valgus. Podologie. 1999; 27-080-A-30: p 6.
- Zirngibl, B. et al. (2017). Hallux valgus: Ätiologie, diagnostische und therapeutische Prinzipien. Der Orthopäde, 3, 46, S. 283-296.
- AWMF – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (2014). S2e-Leitlinie (Langfassung): Hallux valgus. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-018l_S2e_Hallux_Valgus_2014-04_abgelaufen_01.pdf (30.03.2022).
- Hung, L. K., Ho, Y. F., Leung, P.C. (1985). Survey of foot deformities among 166 geriatric inpatients. Foot Ankle, 5, S. 156–164.
- Starostzik, C. (2021). Hallux valgus: Progressiver Verlauf bei jedem dritten Patienten, Orthopädie & Rheuma, 24, 5, S. 24.
- Kuhn, H., Gerdes-Kuhn, R., Küster, H.-H. (2007). Das Cinderella-Schuh-Syndrom: Schuhkonflikt und Verhalten. Fuß & Sprunggelenk, 5, S. 26–31.
- Munteanu, S. E. et al. (2017). Hallux Valgus, By Nature or Nurture? A Twin Study. Arthritis Care & Research, 69, 9, S. 1421–1428.
- Stecco, C. (2016). Atlas des menschlichen Fasziensystems. München: Urban & Fischer Verlag.
- Doty, J. F., Coughlin, M. J. (2013). Hallux valgus and hypermobility of the first ray: facts and fiction. International Orthopaedics, 37, S. 1655–1660.
- Wülker N, Mittag F: The treatment of hallux valgus. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(49): 857−68. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0857
- Waizy, H. (2014). Hallux valgus. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-018l_S2e_Hallux_Valgus_2014-04_abgelaufen_02.pdf