Morton Neurom: Ursache, Symptome & Behandlung

Bei einem Morton Neurom kommt es zu einer Verdickung des Vorfußes. Die daraus resultierenden akuten Schmerzen sind schießend, brennend oder stark stechend. Gegen die kurzfristig starken Schmerzen hilft oft nichts außer das Ausziehen der Schuhe und die Ruhigstellung des Fußes. Besser ist aber eine langfristige und nachhaltige Hilfe bei diesen Beschwerden. Hier erfahren Sie mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlungen eines Morton Neuroms.

Was ist ein Morton Neurom?

Das Morton Neurom (auch Morton Syndrom, Morton Neuralgie oder Chivini-Morton Syndrom) bezeichnet eine schmerzhafte mechanische Überlastung der Nerven unter dem Mittelfußkopf. Die fibröse Verdickung der Nerven betrifft vor allem den dritten und vierten Zeh. Die Schmerzen werden oft als brennend beschrieben.

Beim Morton Neurom handelt es sich um eine Entzündung des umhüllenden Bindegewebes, dessen viele Nervenfortsätze gemeinsam den Mittelfußnerv bilden. Das heißt, dass das Morton Neurom eigentlich gar keine Vermehrung von Nervengewebe (Neurom) ist, sondern eine Vermehrung der bindegewebigen Hülle des Mittelfußnervs.

Morton Neurom Grafik

Ein Morton Neurom ist eine Verdickung des Vorfußes. Bild: ©ellepigrafica – stock.adobe.com (Datei Nr.: 176273203)

Der Mittelfußnerv bleibt in der Regel unauffällig, während der bindegewebige Anteil sichtbar anschwillt. Dabei handelt es sich vor allem um starke Einlagerungen von Flüssigkeit oder Vernarbungen nach einer Entzündung. 

Die geschwollene Hülle drückt immer mehr auf die Nerven, wodurch sich die typischen Schmerzen bemerkbar machen. Daher wird bei einem Morton Neurom auch von einem “Nervenkompressionssyndrom” gesprochen. Es ist eine der häufigsten Ursachen von chronischen Mittelfußknochen-Schmerzen (Metatarsalgie).

 

Welche Symptome treten bei einem Morton Neurom auf?

Patienten sind von Missempfindungen oder Taubheit betroffen, die sich wie ein “Ameisenhaufen” und schießende, stechende Schmerzen in den Zehen anfühlen. Auch Mittelfuß-Schmerzen können die Folge sein.

Auch das Gefühl, einen Fremdkörper unter den Zehen zu haben, ist ein klassisches Symptom vom Morton Neurom. Ebenso kann sich ein schmerzhaftes Schnappen und Klicken beim Gehen und Laufen entwickeln.

Überblick der Symptome eines Morton Neuroms

Je nach Stadium, Größe und Schmerzempfinden fühlt sich ein Morton Neurom bei jedem Betroffenen etwas anders an. Trotzdem gehören die folgenden Symptome zu den häufigsten und beschreiben sehr gut, wie sich die Nervenkompression anfühlt:

  • Anfängliches Kribbeln, das in Brennen übergeht
  • Taubheit in den Zehen
  • Stechende Schmerzen, abhängig von der Belastung
  • “Ameisenlaufen” in den Zehen
  • Fußschmerzen in engen, spitz zulaufenden Schuhen
  • Ausstrahlender Schmerz in die Zehenspitzen
  • Stechende Schmerzen im zweiten Zeh
  • Gefühl eines Fremdkörpers im Schuh
  • Klicken und Schnappen im Fuß
  • Schmerzen im Mittelfuß
  • Fußschmerzen bei festen Schuhen oder hartem Untergrund
  • Abklingende Schmerzen bei Entlastung

Wer ist am häufigsten vom Morton Neurom betroffen?

Vor allem Frauen mittleren Alters sind vom Morton Neurom betroffen, nämlich fünfmal häufiger als Männer. Bei etwa 20 % der Betroffenen erkranken sogar beide Füße. Grund dafür könnte das vermehrte Auftreten des Spreizfußes bei Frauen sein. Hohe Absätze und spitz zulaufende Schuhe begünstigen aufgrund des Drucks die Bildung der Fehlstellung.

Ursachen für stechende Schmerzen in den Zehen

Da hohe Absätze Druck auf die Zehen und Nerven am Fuß ausüben, sind Frauen häufiger von einem Morton Neurom betroffen.

Besonders sportlich ambitionierte Läufer bekommen häufig, neben anderen typischen überlastungsbedingten Erkrankungen, ein Morton Neurom diagnostiziert. Bereits junge Läufer können davon betroffen sein und in ihrem weiteren Training und Alltag dadurch stark eingeschränkt werden.

Welche Ursachen hat ein Morton Neurom?

Ein Morton Neurom entsteht durch eine Fehlfunktion der Nerven, was Schmerzen und Gefühlsstörungen zur Folge hat. Wird über längere Zeit viel Druck auf die äußerst empfindlichen Nerven unter den Zehen ausgeübt, verändern sich diese.

Es beginnt eine Art Umbauprozess, bei dem sich zuerst zusätzliches Bindegewebe um den betroffenen Nerv bildet (Perineurale Fibrose). Die Anzahl an kleinen Blutgefäßen rund um den Nerv steigt (Gefäßproliferation) und es findet eine Einlagerung von überflüssigem Eiweiß im Nerv statt (Intraneurale Sklerohyalinose)

Genau diese Veränderungen im Mittelfußnerv verursachen schließlich die Schmerzen beim Morton Neurom (1). Durch die Einlagerungen kommt es zu einer Vergrößerung des betroffenen Nervs.

Dadurch wird dieser einer noch größeren mechanischen Belastung beim Gehen und Laufen ausgesetzt. Behandeln Sie das Morton Neurom nicht, wird es mit der Zeit also immer größer und schmerzhafter.

Für die Entstehung eines Morton Neuroms werden vier verschiedene Ursachen genannt (2):

  1. Chronische Schädigung durch Traktion: Einklemmung und Zug am Nerv
  2. Chronische entzündliche Umgebung durch benachbarte Schleimbeutelentzündung
  3. Druckschädigung durch die Bänder zwischen den Mittelfußköpfen
  4. Unterversorgung der Blutgefäße des Nervs

Ursachen für die Überlastung des Nervs beim Morton Neurom

Der am häufigsten beim Morton Neurom betroffene Raum zwischen der 3. und 4. Zehe ist bei der Fortbewegung zu Fuß besonders eng und schlecht beweglich. Die Nerven dort sind entsprechend sehr hohen Belastungen ausgesetzt.

Durch enge Schuhe wird dieser Zustand zusätzlich verschlimmert. Auch bereits vorhandene Fußfehlstellungen begünstigen die Entstehung eines Morton Neuroms.

Orthopädische Einlagen bei Morton Neuralgie

Oft tragen Fußfehlstellungen zur Entstehung eines Morton Neuroms bei. Bild: ©Creative_Bird – stock.adobe.com (Datei Nr.: 544022061)

Der Spreizfuß ist mit Abstand der häufigste Auslöser für ein Morton Neurom und hat viele verschiedene Ursachen:

Wenn Sie Ihr oberes Sprunggelenk nur vermindert bewegen können, ist das ebenfalls eine mögliche Ursache für ein Morton Neurom. Bedingt werden kann das durch ein Impingement oder Arthrose im oberen Sprunggelenk sowie eine Verkürzung der Wadenmuskulatur.

Daneben können auch Verletzungen des Fußes mögliche Ursachen sein. Wenn Sie nach einer Umknickverletzung des oberen Sprunggelenks mehrere Wochen eingeschränkt in der Bewegung sind, begünstigt das die Bildung eines Morton Neuroms. 

Durch die Schonhaltung erhöht sich die Druckbelastung auf den Vorfuß beim Gehen, wodurch die Kompression der Nerven entsteht.

 

Wie sieht die Diagnose des Morton Neuroms aus?

Oft wird ein Morton Neurom diagnostiziert, wenn sich die Zehen-Schmerzen oder Mittelfußschmerzen nicht gleich einer anderen Erkrankung zuordnen lassen. Die Symptome des Morton Neuroms überschneiden sich mit einer Vielzahl an anderen Erkrankungen, was eine konkrete Diagnose oft erschwert.

Diagnose Morton Neurom

Bei stechenden Schmerzen im Mittelfuß sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Bild: ©Yakobchuk Olena – stock.adobe.com (Datei Nr.: 291459653)

Je nach Größe des Neuroms lässt es sich bei einer Untersuchung als Verhärtung im Zehenzwischenraum ertasten. Weitere Methoden erlauben in der Regel schnell die Bestätigung des Verdachts. 

Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie der Sonographie oder der Kernspintomographie (MRT) lassen sich die knotigen Verdickungen des Nervs zusätzlich gut ausmachen.

 

Wie wird ein Morton Neurom behandelt?

Ein Morton Neurom kann auf vielfältige Weise – mit oder ohne Operation – behandelt werden. Grundsätzlich wird es zunächst konservativ behandelt, also ohne chirurgischen Eingriff. Die Behandlungen setzen an der Verringerung des Drucks auf den Nerv an, um die Rückbildung des Neuroms zu fördern.

Konservative Behandlung

Ist ein Spreizfuß die Ursache für die Schmerzen, wird mit einem entsprechenden Tape und individuell angepassten Einlagen gearbeitet. Ihr Fußgewölbe wird durch die Einlagen gestützt und der Druck auf das Neurom verringert.

Fussbett

Orthopädische Einlagen können eine Fußfehlstellung korrigieren und die Schmerzen lindern.

Für eine dauerhafte Lösung wird die Spreizfußtherapie angewandt, bei der mithilfe von Physiotherapie die Fußmuskeln gekräftigt werden. Ebenfalls wichtig auf lange Sicht sind stützende Einlagen beim Sport, elektronische Muskelstimulation sowie passende Schuhe.

Die folgenden Behandlungsarten zählen ebenfalls zu den Möglichkeiten einer konservativen Therapie:

  • Einlagen mit Unterstützung des Quergewölbes
  • Ultraschall und Phonophorese
  • Iontophorese
  • Lokale Kältetherapie
  • Medikamentöse Therapie
  • Lokale Infiltrationen (Einspritzungen) mit homöopathischen Substanzen
  • Fußgymnastik und Training der im Fuß lokalisierten (intrinsischen) Muskeln
  • Gangschule
  • Stoffwechselfördernde, schmerzlindernde manuelle Techniken (z. B. schmerzfreie Dehnpositionen, Querfriktionen)

Behandlung mit Cortison

Leiden Sie an einem größeren Morton Neurom, sind Injektionen mit Cortison und einem Lokalanästhetikum eine gute Möglichkeit zur Behandlung. Bis zu 80 % der Betroffenen waren im Anschluss an die Injektion schmerzbefreiter (3). Am effektivsten erweist sich die Behandlung, wenn sie innerhalb des ersten Jahres nach Beginn der Symptome startet (4).

Operation ohne Entfernung des Nervs

Ist das Morton Neurom noch kleiner als 0,8 cm, kann es nervenerhaltend operiert werden. Die Schwellung, die durch den mechanischen Druck entsteht, löst eine Unterversorgung des Fußnervs mit Blut und Nährstoffen aus. Taubheit, Schmerz und Kribbeln sind die Folgen. Eine Dekompression des Nervs ist hier die richtige Behandlung.

In der Operation wird das Band zwischen den Mittelfußknochen geweitet und anschließend der Zehenknochen durch eine minimalinvasive Osteotomie umgestellt. Dadurch bekommt der betroffene Nerv wieder mehr Platz und die Schwellung geht zurück. 

Nach einer minimalinvasiven Operation zur Behandlung des Morton Neuroms werden Sie in der Regel für zwei Tage stationär aufgenommen. Zur Schonung sollten Sie für zwei bis drei Wochen einen speziellen Schuh tragen, der den Vorfuß entlastet. Nach spätestens drei bis sechs Wochen ist der betroffene Fuß wieder voll belastbar.

Operative Entfernung des entzündeten Nervs (Neurektomie)

Sollten Sie von einem sehr großen Morton Neurom betroffen sein, ist die Entfernung des entzündeten Nervs aktuell die beste Empfehlung. Das erkrankte Nervengewebe des Plantarnervs wird hierbei entfernt. Der Nerv wird durch die Öffnung der Bindegewebsbrücke über den Mittelfußköpfen dauerhaft entlastet. 

Nachteilig an dieser Operation ist der dauerhafte Verlust der Sensibilität im betroffenen Bereich. Eine Behandlung ohne die Entfernung des Nervs ist also immer die bessere Option, vor allem bei kleinen und mittelgroßen Neuromen. Hierfür sollten Sie zuerst immer den Weg über eine verbesserte Fußstatik durch die operative Umstellung der Knochen versuchen.

Rudolf Forster

Geschäftsführer Forster Schuh- & Orthopädietechnik

Rudolf Forster ist Geschäftsführer und seines Zeichens Meister für Orthopädieschuhtechnik. Ein hoher Qualitätsstandard und absolute Kundenzufriedenheit sind für ihn genauso wichtig wie die Fachkompetenz und Zufriedenheit seiner Mitarbeiter/innen.

Titelbild: © staras – stock.adobe.com (Datei Nr.: 498035990)

Quellen:

  1. Giannini S. et al., FAI 2004
  2. Samaila E. et al., FAS 2021
  3. Samaila E. et al., FAS 2021
  4. Markovic M. et al., FAI 2008